Ostern im deutschsprachigen Alpenraum feiern

Michaela Bürger ist in Kärnten im Süden Österreichs aufgewachsen.

Österreich ist ein Land mit einem starken katholischen Glauben und vielen Traditionen und Bräuchen. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Frankreich, wo sie die schönen Traditionen ihrer Kindheit und ihres Lebens in Österreich vermisst.

„Jedes Osterfest wird während der Fastenzeit mit viel Liebe und Aufmerksamkeit vorbereitet. Zuerst werden Haus und Garten aufgeräumt. Dann schmücken wir das Haus mit schön bemalten und dekorierten Eiern.

Am Freitag vor Ostern essen wir selbstverständlich kein Fleisch.

Am Ostersamstag bringt jede Familie einen Korb zur Kirche. Im Korb finden sich gekochter Schinken, Würstchen, gefärbte Eier und Reindling (eine Spezialität aus der Region, eine Art süßes Brioche, gefüllt mit Rosinen, Zucker, Zimt und Nüssen, superlecker; das Rezept finden Sie hier unten). Jeder Korb ist mit einer wunderschönen Decke bedeckt, die vollständig von Hand im Kreuzstich mit christlichen Symbolen bestickt ist.

Der Pfarrer muss allen Speisen in der Kirche seinen Segen erteilen. Wenn das erledigt ist, können wir die ganzen leckeren Sachen zu Hause genießen. Das ist unser typisches Osteressen.

Natürlich gehen wir auch am Sonntag in die Kirche und feiern weiter, was in Österreich bedeutet, noch mehr zu essen.

Ich freue mich, einige Traditionen und Glaubenssätze aus dem Alpenraum mit Ihnen zu teilen, aus meiner Kindheit, um Ihnen die Essenz dieser Feier näherzubringen, ob Sie nun katholisch sind oder nicht: „Wir sind gerettet, auch in den schwierigsten Zeiten.“ Gerade in dieser schweren aktuellen Gesundheitskrise in dieser Welt müssen wir einen positiven Glauben haben.

Ich liebe Nadine-Simon Stegelmaier (achten Sie auf ihren wunderschönen Instagram-Account @nostalgia), die in Bayern im Süden Deutschlands lebt und ein faszinierendes Buch über alte Traditionen und Glaubensvorstellungen geschrieben hat.

Der Titel des Buches lautet „Raunächte“ und ich möchte Ihnen einige Auszüge aus ihrem Buch über Ostern präsentieren.“

Ostern und damit die Auferstehung Christi als ältestes und wichtigstes Fest des Christentums und mit noch viel älteren mythologischen Wurzeln ist seit jeher von allerlei Brauchtum und altem Wissen umgeben. Im Mittelpunkt standen dabei die verschiedensten Themen wie magische Vorkehrungen für Haus und Hof, Feld und Vieh, Dämonen- und Geisteraustreibung, Gesundheitsvorsorge, Omen und Vorhersagen, Wetterregeln sowie Speiseweihe und -magie.

Ein weiteres Thema zu Ostern ist seit jeher die Erneuerung und Neuordnung – sowohl in der Natur als auch im persönlichen Leben. Nach den langen Strapazen der Fastenzeit wurde der Körper mit reichlich Nahrung wieder aufgebaut. Ein neuer Lebensanfang begann. Gleichzeitig erinnert uns das christliche Osterfest daran, dass der Tod im christlichen Glauben auch ein Neuanfang ist. Es ist eng verwandt mit den heidnischen Frühlingsfesten aus vorchristlicher Zeit, die das Aufblühen der Natur feiern.

Frühlings- und Fruchtbarkeitsfeste kannten schon die antiken Völker: Zu Frühlingsbeginn erweckten sie die Natur und zelebrierten allerlei Rituale, um die Sonne und damit das Wachstum auf die Erde zu bringen. Nicht zuletzt wurzelt auch das heutige Osterfest im Pessachfest der Juden, in Erinnerung an die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei (Exodus).

Unser Osterfest ist also eine Mischung aus alten Traditionen, die vom christlichen Glauben erfüllt waren. Dasselbe gilt für die Bräuche und Sitten, die diese Tage umgeben. Viele alte Hintergründe wurden mit neueren Bräuchen vermischt.

Bekannte Bräuche und Symbole:

Das Osterwasser: Das Osterwasser geht auf einen vorchristlichen antiken heidnischen Ursprung zurück. Das Osterwasser sollte Augenleiden, Hautausschläge und andere Krankheiten heilen, wenn man es aus der Quelle schöpfte. Damals glaubte man, wer sich am Ostermorgen im fließenden Bach wäscht, bleibt immer jung und schön.

Das Osterfeuer: Die Sonne, mit der die Ostereier gleichgesetzt werden, ist Siegerin über den Winter und erwacht nach einer langen Kälteperiode. In gleicher Weise lässt sich auch die Erscheinung Jesu deuten. Das Entzünden des heiligen Osterfeuers ist für Christen ein zentrales Ereignis zu Ostern. Das Feuer wird am Karsamstag, zu Beginn der Liturgie in der Osternacht, vor der Kirche entzündet und geweiht. Am Osterfeuer wird die Osterkerze entzündet, die dann in einer feierlichen Prozession mit drei Gesängen des „Lumen Christi“ (Licht Christi) in die noch dunkle Kirche getragen wird. Als altes Brauchtum werden in zahlreichen Städten und Gemeinden Deutschlands noch immer Holz, Reisig oder ähnliches Brennbares von Jungen gesammelt und für das große Osterfeuer aufgestapelt.

Das Osterlamm: Zum christlichen Osterfest gehört auch das Osterlamm. Das Osterlamm entstand aus dem Ritual der Juden zum Passahfest, ein Lamm zu schlachten und zu essen. Das Lamm wird zum Gedenken an Gott geschlachtet. In der christlichen Kirche ist es symbolisch zum Lamm Gottes geworden und wird mit der Fahne, dem Zeichen des Sieges, dargestellt. Der Priester verwandelt Wein und Brot in Worten in Fleisch und Blut. Das Lamm wird als Zeichen des Lebens verstanden.

Ostereier: Der Brauch, zu Ostern Eier zu schenken, hat unterschiedliche Ursprünge. Schon in der frühen Kulturgeschichte galt das Ei als Ursprung des Menschen oder gar des Universums. Schon in frühchristlicher Zeit galt es als Symbol für Leben und Auferstehung, so dass man den Toten ein Ei ins Grab gab. Das Ei birgt etwas Verborgenes, ist wie ein verschlossenes Grab. Aus einem toten Körper schlüpft schließlich etwas Lebendiges. Dadurch wird der Bezug zur Auferstehung Christi deutlich.

Die Osterkerze: In der Osterkerze vereinen sich die griechischen, jüdischen, römischen und christlichen Lichttraditionen. Das Licht gilt als Zeichen des Lebens. Die Osterkerze und die Lichterfeier zu Beginn der Liturgie haben ihre frühesten Wurzeln im Brauch der alten Kirche, die Osternacht mit zahlreichen Kerzen zu erhellen. Darüber hinaus gab es in der Stadt Rom den Brauch, die Osternachtsfeier mit zwei mannshohen Kerzen zu erhellen.

Alte Bräuche aus dem Volksglauben

So sollten Sie die zu Ostern begonnene Arbeit fertigstellen, sonst werden Sie sie nie fertigstellen können.

Die Kinder bekamen neue Kleider. War dies nicht möglich, wurde auf „Osterkälbli“ umgestellt.

Im Bayerischen Wald hieß es, man könne direkt zu Ostern barfuß laufen, ohne Schaden zu nehmen, weil dann die Erde geweiht sei.

Als besondere Glückskinder galten die am Ostersonntag Geborenen.

In vielen Regionen wurde lautstark gepeitscht oder mit Töpfen zerschlagen – die Aufgabe bestand darin, die bösen Wintergeister zu vertreiben.

Am Ostermorgen werden Zweige in den frischen Austrieb in der Scheune gehängt, um die Tiere vor Hexen zu schützen.

Wenn jemand zwischen Ostern und Pfingsten starb, war er sofort gerettet.

Als der Papst mittags in Rom der ganzen Welt seinen Segen erteilte, ging auch der Bauer auf sein Feld, kniete nieder und machte das Kreuzzeichen, um ihm den Weg zu seinen Feldern zu weisen.

Am Ostersonntagmorgen backte man Pfannkuchen und trug die Eierschalen aufs Feld – so war das Getreide immun gegen Witterungsschäden.

Die Reste des Osterlamms und die Schalen der gefärbten Eier wurden im Garten vergraben, so dass die Bäume reichlich Früchte trugen. Nüchternes Essen von dem an den Palmenbüschen hängenden Gebäck am Ostermorgen schützte vor allen Magenkrankheiten. Alles, was im Laufe des Jahres nicht ausgehen sollte, wurde auf der Ostermesse geweiht.

Besonders der Schinken war eine bekannte heilige Speise. Vor dem Mittagstisch musste aus dem heiligen Korb etwas gegessen werden, was vor körperlichen Verletzungen schützte. In Niederbayern wurde ein Teil der geweihten Speise für die Waldtiere in den Wald getragen.

In vielen Gegenden wurde Meerrettich vor dem Osterfrühstück mit Löffeln gegessen, um an die bitteren Leiden Christi zu erinnern.

Zu Ostern ist die Geisterwelt in Bewegung und allerlei Zauberkunst bringt ihre Kraft zum Ausdruck. In der Osternacht sind beispielsweise alle Anfänger unterwegs.

Liegt man in der Osternacht zwischen 22 und 23 Uhr an einer Wegkreuzung und lacht und weint trotz allem Anschein weder, kommt der Teufel in Gestalt eines Jägers und beschert einem allerlei Geschenke.

Am ersten Ostertag wird die Wünschelrute getauft.

In der Osternacht muss man auf der Hut vor Hexen sein. Deshalb hallen die ganze Nacht Schüsse durch die Nacht, um sie zu vertreiben.

Nach weit verbreitetem Glauben gibt Gott in der Osternacht bis Pfingsten die Seelen frei, damit sie auf der Erde herumtollen können.

In den Ostertagen eignen sich Bäume und Quellen für allerlei Orakel. Man pflückt zum Beispiel Palmkätzchen und nennt ihnen die Namen der Jungen im Dorf. Anschließend streut man sie ins Wasser und das Kätzchen, das am längsten schwimmt, wird der zukünftige Ehemann.

„Ich hoffe, dass diese Überzeugungen Sie auf die eine oder andere Weise ansprechen, da sie tiefgründig sind und über Jahrhunderte gewachsen sind. Vielleicht klappt etwas für Sie.

Ich möchte mit euch mein bestes Rezept für den typischen Kärntner Reindling teilen, den wir traditionell zu Ostern essen, er ist einfach super lecker."

Ich wünsche Ihnen ein friedliches und gesundes Osterwochenende.

Dein,

Michaela

Gericht Dessert // Land und Region Kärnten

Portionen für 3 Reindlinge

Zutaten

1 kg WeizenmehlT700 (davon 350gr für Dampf)

50 g Hefe für Dampf (Dampfl)

20 g Rohrzucker für Dampf (Dampfl)

10 g Honig für Dampf (Dampfl)

350 g Wasser für Dampf (Dampfl)

110 g Milch für den Teig

110 g Wasser für den Teig

30 g Rum für den Teig

18 g Salz für den Teig

120 g Rohrzucker für den Teig

Zitrone für Teig

Vanille für Teig

160 g Butter für den Teig

1 Ei zum Antrieb

1 Eigelb für den Antrieb

Zimt für die Füllung

Rohrzucker für die Füllung

Kakao für die Füllung

Rosinen für die Füllung

Gehackte Walnüsse für die Füllung

Butterschmalz zum Bestreichen der Füllung

Butter zum Ausstreichen der Form

Anweisungen

Zubereitung Dampfl:

Für die Zubereitung des Dampfes in das gesiebte Mehl (ca. 350gr) eine Mulde formen, Hefe, Zucker, Honig und Wasser in die Mulde geben, „puddingartig“ verrühren und 20 Minuten stehen lassen.

Teigzubereitung:

Anschließend für den Aufschlag Ei und Eigelb verquirlen und mit den restlichen Teigzutaten (außer der Butter) zu einem glatten Teig verrühren. Die Butter während der Knetphase (2. Gang = Schnellgang) zugeben. Den Teig gut abgedeckt mindestens 30 Minuten ruhen lassen.

Zubereitung Füllung:

Während der Teig ruht, die Backformen gut mit Butter bestreichen, das verfeinert den Geschmack des wieder aufflammenden

Für die Fülle Zimt mit Rohrzucker und Kakao vermischen. Rosinen über Nacht in Rum und etwas Wasser einweichen lassen. Walnüsse zerkleinern oder grob hacken.

Weitere Vorbereitung:

Nun den Teig in drei gleich große Teile teilen und nochmals 20 Minuten ruhen lassen. Er braucht genügend Zeit und Ruhe, um den vollen Geschmack zu entfalten und sich gut zu öffnen.

Anschließend den Teig ausrollen, mit warmem Butterschmalz bestreichen, die Zimt-Zucker-Mischung darauf verteilen und anschließend je nach Geschmack mit Rumrosinen und Walnüssen bestreuen.

Wichtig ist, den Teig schön fest zusammenzurollen (mindestens 4 Umdrehungen). Anschließend den Anfang in das Ende stecken und in die gebutterte Form geben.

Anschließend gut abgedeckt etwa 45 Minuten ruhen lassen.

Den Backofen auf ca. 175 Grad Celsius vorheizen und ca. 45 Minuten backen. Direkt nach dem Backen den Reindling aus der Form stürzen, solange der ausgetretene Zimtzucker noch warm ist.

Nadine-Simone Stegelmaiers faszinierendes Buch Rauhnächte“ . Ich hoffe, es gibt es bald auch auf Englisch!

Fotografie in der Kirche von Michaela Bürger
Fotografie des Kärntner Reindlings von Michaela Bürger
Alle weiteren schönen Fotografien stammen von Nadine-Simone Stegelmaier. Diese wunderschön bemalten Ostereier hat sie selbst gemacht!